Was bedeutet gerechter Lohn?

Das Gehaltsniveau in der Schweiz gehört zu einem der höchsten Europas. Und dennoch herrscht Unzufriedenheit. lohnanalyse begibt sich auf die Suche nach dem "gerechten Lohn".

Schon seit langer Zeit hat die Schweiz eines der höchsten Gehaltsniveaus in Europa. Die Schweizer Gehälter für Qualifizierte und Unqualifizierte sind nach vielen Studien etwa drei- oder viermal so hoch wie in den meisten anderen europäischen Ländern. Eine internationale Studie von UBS im Jahre 2000 zählt Städte wie Zürich und Genf zu den Städten mit dem weltweit höchsten Einkommensniveau und dies bezogen auf alle Berufsgruppen.

Und dennoch herrscht nicht vollste Zufriedenheit, in jüngster Zeit ist eine Debatte ausgebrochen über den "gerechten Lohn" in der Schweiz! Die Kluft zwischen Spitzen- und Geringverdienern wird immer tiefer (so auch belegt in den Studien und Reports von Towers Perrin): Managerlöhne die ins Unermessliche steigen und Mindest- und Geringlöhne mit denen man kaum auskommen kann. Das Vergütungsbudget vieler Unternehmen wird nur gering erhöht und wenn, dann sehr leistungsorientiert zu Gunsten der leistungsstarken und besserverdienenden Arbeitnehmer mit einem weiteren Auseinanderklaffen der Schere zwischen den Lohnniveaus. Aus dieser Situation ist jetzt die Diskussion um den "gerechten" Lohn entbrannt, was ist noch gerechtfertigt, welcher Lohn ist ungerecht, welches ist ein fairer Lohn.

In der Debatte wird als eine Lösung der Mindestlohn ebenso genannt wie das bedingungslose Grundeinkommen. In 20 von 27 EU Staaten existiert bereits ein Mindestlohn. Von der SGB (Schweizer Gewerkschaftsbund) wird aktuell eine Höhe von 4000 Franken gefordert, 22 Franken die Stunde bei 42 Wochenstunden, ein Betrag den man in der Schweiz bei seinen hohen Lebenshaltungskosten als notwendig ansieht. Ein weiterer origineller Vorschlag kommt von den Jusos, die Initiative 1:12  "Niemand soll in einem Jahr weniger verdienen als der Top-Manager im gleichen Unternehmen in einem Monat!" Die Initiative möchte eine maximale Lohnspannbreite zwischen dem tiefsten und höchsten Lohn in einem Unternehmen von 1:12 in der Verfassung verankern.

Gerechter Lohn bedeutet aber auch neben Mindestlohn eine Obergrenze, die eben in den letzten Jahren ins Uferlose verschoben wurde. Managergehälter in Konzernen, Versicherungen, Banken sind meilenweit entfernt von den Gehältern der "normalen" Angestellten in den gleichen Firmen. Gefordert werden Fairness-Kriterien, Lohnspannen von 1 zu 400 sind nicht mehr zu vertreten und jemand, der Vollzeit arbeitet und seine vertraglich vereinbarte Leistung zur Zufriedenheit des Arbeitgebers erbringt, muß von seinem Lohn anständig leben können. Man darf sicher gespannt sein, wie sich diese Debatte in der von der Finanzwirtschaft so geprägten Schweiz weiter entwickelt und tatsächlich die Ethik wieder in der Wirtschaft Einzug hält wie es der Züricher Sozialethiker Hans Ruh fordert.

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Von unserem Gastautor Andreas Schwarz