Wenn es vom Arbeitgeber am Monatsende mehr Geld gibt, freuen sich Angestellte und Arbeiter. Nicht zuletzt deshalb, weil zum bald steigenden Lohn und Gehalt in der Schweiz auch sinkende Preise prognostiziert werden, die den Mehrverdienst noch deutlicher ausfallen lassen sollen. Doch immer häufiger wird Kritik laut, dass diese Lohnerhöhung nicht real sei. Lohnund Gehalt steigen in vielen Fällen zwar tatsächlich. Aber wie sieht es mit den Preisen aus? Sinken diese wirklich? Wie sieht es mit der Inflationsentwicklung aus? Und wie wird die Inflation überhaupt berechnet? Der folgende Überblick liefert Ihnen interessante Fakten zum brisanten Thema Einkommenserhöhung versus Inflation.
Die Berechnung der Inflation erfolgt über den Warenkorb, eine als repräsentativ angesehene Zusammenstellung der Waren und Dienstleistungen, die von den Verbraucherhaushalten im Zeitraum des betreffenden Jahres konsumiert werden. Hierfür werden ausgewählte Verbraucher im Rahmen der sogenannten Haushaltsbudgeterhebung (HABE) befragt. Als Grundlage dienen zwölf Ausgabekategorien wie zum Beispiel "Bekleidung und Schuhe", "Freizeit und Kultur "sowie Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke". Die Kategorien werden untereinander gewichtet.
Die Preise der im Warenkorb befindlichen Waren beziehungsweise Dienstleistungen werden mithilfe einer Indexberechnung zu einem Referenzzeitpunkt in Beziehung gesetzt: Die Inflationsrate wird ermittelt. Steigt die Entwicklung von Lohn und Gehalt in der Schweiz höher an als die Preise für den Warenkorb beziehungsweise liegt sogar eine Tendenz zur Preissenkung vor, wird den Verbrauchern vorgerechnet, dass sie von der Lohnerhöhung noch mehr profitieren.
Doch ist dies wirklich so, dass ein allgemeiner Trend zur Preissenkung und Lohnsteigerung vorliegt? Wie sieht es mit den Familien oder Singles aus, die aus der Mittelschichtkommen oder gar unter Armut leiden? Hier gibt es einige Kritikpunkte, wenn man nur die Berechnung von Warenkorb beziehungsweise Inflationsrate genau unter die Lupe nimmt.
Tatsächlich ist es so, dass die Preise für Nahrungsmittel weitgehend stabil bleiben. Aber dennoch gibt es einige wichtige Bereiche, in denen die Preise steigen und somit die angekündigte Lohnerhöhung nicht real ist. Die Rechnung geht in vielen Fällen also nicht auf: So steigen die Mietpreise, die Ausgaben für Restaurantbesuche und das Ausgehen allgemein, für Zugtickets und Bahnfahrten sowie für Krankenkassenprämien und Versicherungen. Hier profitieren die Verbraucher also nicht, obwohl Lohn und Gehalt ansteigen.
Problematisch ist dies gleich aus zwei Gründen: Zum einen ist es so, dass es sich dabei mit um die wichtigsten und meisten Ausgaben eines normalen Haushalts handelt. Zum anderen muss auch berücksichtigt werden, dass der Warenkorb ausschließlich Waren und Dienstleistungen des privaten Konsums enthalten soll. Aus diesem Grunde werden zum Beispiel zwar Medikamente erfasst, aber die vergleichsweise teuren Prämien für Krankenkassenleistungen oder die Haftpflichtversicherung sowie die Steuern nicht.
Fazit: Die märchenhafte Rechnung von der gesunkenen Inflation und dem Segen rund um ansteigenden Lohn beziehungsweise wachsendes Gehalt betrifft längst nicht jeden. Trotz der erfreulichen Entwicklung von Lohn und Gehalt in der Schweiz ist die angekündigte und hochgelobte Lohnerhöhung nicht real, denn wenn gerade die Preise für die teuren Ausgaben steigen, gerät der Vorteil der Lohnerhöhung verglichen mit der Inflationsrate ins Hintertreffen. In diesem Fall kann es sogar passieren, dass gerade die einkommensschwachen Haushalte sogar eine deutliche Verschlechterung ihrer Gesamtsituation vorfinden.